… das ist die Leitfrage, mit der ein Bündnis von kritischen Aktionärinnen und
Aktionären in der morgen stattfindenden Hauptversammlung der KWS Saat AG
auftreten wird.
Genau wie viele andere Konzerne setzt auch die KWS auf globales Wachstum.
Firmenübernahmen sind auch für die KWS das Mittel der Wahl. Ist das zugehörige
Motto «Fressen oder gefressen werden»?
Schon heute ist die Konzentration auf dem weltweiten Saatgutmarkt
besorgniserregend. Immer weniger transnationale Konzerne teilen den
sprichwörtlichen Kuchen unter sich auf. Letzte Untersuchungen malen ein
erschreckendes Bild: In nur sechs Konzernzentralen (Monsanto, DuPont, Syngenta,
Bayer, Dow, und BASF)(1) wird über mehr als 60 Prozent des weltweiten
Saatgutmarktes entschieden. Gleichzeitig konzentriert sich in diesen Zentralen
das Sagen über drei Viertel der gesamten privatwirtschaftlichen
Züchtungsforschung. Sechs Vorstände entscheiden wofür drei von vier Euro oder
Dollar auf der Welt von privater Seite für Züchtungsforschung ausgegeben werden
… und der Vorstand der KWS ist nicht dabei.(2)
Dass diese Entwicklung nicht an ihrem Ende angekommen ist, wurde gerade in
diesem Jahr deutlich. BeobachterInnen wurden von der Nachricht aufgeschreckt,
dass der weltweite Branchenprimus auf dem Saatgutmarkt, der US-Chemie- und
Gentech-Konzern Monsanto, den schweizerischen Multi Syngenta (Platz 3 der
Branche) übernehmen wolle. Bisher ist es zwar nicht dazu gekommen,
nichtsdestotrotz wird es auch in Zukunft Übernahmen geben. Auch die KWS wurde in
der Vergangenheit als Kandidat gehandelt, von einem der globalen Chemie-Multis
übernommen zu werden.(3)
Christof Potthof, Mitarbeiter des Gen-ethischen Netzwerk e.V., kommentiert diese
Entwicklung: „Wir sind sehr besorgt über die Art, wie die Konzerne «Wachstum»
sagen, wenn nach der Zukunft gefragt wird. Wachstum ist unserer Meinung nach
keine passende Antwort – weder auf die Frage nach dem Ziel, noch auf die Frage
nach der Strategie. Natürlich ist die Frage «Wann wird die KWS von Monsanto
übernommen?» eine Provokation. Aber, wie das eben so ist mit Provokationen: Oft
funktionieren sie nur, weil in ihnen ein wahrer Kern steckt.‟
Saatgut für gentechnisch veränderte Pflanzen spielt in der Strategie der KWS
Saat AG eine zentrale Rolle – trotz anhaltender, zum Teil stärker werdender
Kritik (siehe insbesondere auch die Kennzeichnungsdebatte in den USA).(4) Hier
knüpft ein weiterer Kritikpunkt des Bündnisses an. Steffen Tackmann von der
Initiative Witzenhäuser Agrar-Studierende, Landwirte und Gärtner für eine
gentechnikfreie Landwirtschaft: „Uns bereitet die zunehmende Fokussierung auf
die Gentechnik Sorgen. Heute erzielt die KWS bereits ein Drittel ihres Umsatzes
mit gentechnisch verändertem Saatgut. Wir befürchten, dass mit dieser
Entwicklung eine Vernachlässigung klassischer Züchtung einhergeht. In der
konventionellen Zucht und dem systemischen Wissen um Pflanzen und ihre Standorte
steckt enormes Potential. Dieses Potential läuft Gefahr, ungenutzt zu bleiben –
weil zunehmend in die Gentechnik und andere molekulare Verfahren investiert
wird, deren Risiko wir nicht abschätzen können.‟
/*Fußnoten:*/
(1) Die BASF verkauft zwar nicht im großen Stil Saatgut, hat aber in den
vergangenen Jahren in erheblichem Umfang in Saatgut- und Genomforschung investiert.
(2) ETC Group (2013): Putting the Cartel before the Horse …
www.etcgroup.org/sites/www.etcgroup.org/files/NR_CartelBeforetheFarm9Sept2013_final.pdf
Andere Berechnungen sehen die KWS unter den TOP 5 der weltweiten
Saatgut-Unternehmen. Es kommt auf die zugrunde gelegten Geschäftszahlen an.
Regelrechten /Kultstatus/ genießt die Darstellung „Seed Industry Structure 1996
– 2013‟ des US-amerikanischen Wissenschaftlers Phil Howard
www.msu.edu/~howardp/seedindustry.html.
(3) Handelsblatt (2010): Heiße Wette auf Agraraktien (von Jörg Hackhausen und
Christian Panster)
www.handelsblatt.com/finanzen/aktien/aktien-im-fokus/rendite-vom-acker-heisse-wette-auf-agraraktien-seite-all/3642450-all.html
(„Übernahmegerüchte gab es zuletzt auch um KWS Saat. Das Einbecker Unternehmen
stellt hochwertiges Saatgut her. Chemieriese BASF, der auch an K+S beteiligt
ist, solle Interesse haben, hieß es Anfang November. Die Aktie des
Saatgutherstellers schoss daraufhin nach oben.‟)
(4) Kennzeichnungsdebatte in den USA: Nach aktuellen Informationen scheiterte
der Volksentscheid im November an nur 800 Stimmen (bei insgesamt etwa 1,5
Millionen Wahlberechtigten)
/*Gegenanträge:*/
www.kws.de oder www.kurzlink.de/GeN_kws14a
/*Pressekontakt und weitere Informationen:*/
Christof Potthof, Gen-ethisches Netzwerk e.V.
Brunnenstr. 4, D – 10119 Berlin
030 – 685 8030, 0163 – 2606 359
Steffen Tackmann
Witzenhäuser Agrarstudierende, Landwirte und Gärtner für eine gentechnikfreie
Landwirtschaft
0157 – 82 33 83 83
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